„Ich bin 'Erbsenzählerin' aus Überzeugung“

Corinna Griesbaum ist seit dem 01.05.2021 neu bei Holiday Heimtex und zuständig für alle Belange des Qualitätsmanagements. Wir haben mit ihr über ihre Arbeit gesprochen und dabei erfahren, dass für Sie der Qualitätsgedanke einen elementar wichtigen Baustein in der gesamten Unternehmens- und Produktphilosophie darstellt. Und sie ist sogar stolz darauf, dass sich in Punkto Qualität das sprichwörtliche „Erbsen zählen“ mittlerweile in allen Abteilungen bei Holiday Heimtex mehr und mehr zu einem festen Bestandteil der täglichen Routine entwickelt.

Redaktion: Qualitätsmanagement bei Heimtextilien? Ist das nicht etwas übertrieben? Was kann da schon schief gehen?

Corinna Griesbaum: (Lacht) Oh, eine ganze Menge. Sie würden mir nicht glauben, was ich schon alles gesehen habe und auf wie viele Details man achten muss.

Redaktion: Na da machen Sie mich aber neugierig. Wie sieht denn ihr Arbeitstag bei Holiday Heimtex aus?

Corinna Griesbaum: Es gibt nicht den typischen Arbeitstag. Vielmehr sind es einzelne, genau festgelegte Prüfroutinen die an definierten Stellen in den viel umfassenderen Aufgabenkomplex des Qualitätsmanagements eingebunden sind.

Corinna Griesbaum
Corinna Griesbaum

Eingehende Prüfung von gelieferter Ware hinsichtlich Materialtreue, Materialbeschaffenheit, Verarbeitungsqualität, Optik, Kennzeichnung und Verpackung.

Redaktion: Können Sie uns ein Beispiel für solch eine Prüfroutine geben?

Corinna Griesbaum: Aus jeder Lieferung, die bei uns eintrifft, werden einige Muster zur stichprobenartigen Qualitätsprüfung herangezogen. Zunächst prüfen wir Verpackung, Verpackungsmaß, Polybeutel, Einleger, EAN-Code und dann natürlich eingehend das Produkt selbst.

Nach dem Entpacken erfolgen eine Sichtprüfung und ein Geruchstest. Dabei wird auch beurteilt wie sich das Produkt anfühlt. Haptik und Gewicht der Materialien sind ganz entscheidend für die Gesamtbetrachtung. Wir hatten z. B. schon den Fall, dass uns ein Hersteller das Gewebe nicht in der vereinbarten Grammatur (Quadratmetergewicht, g/m2) geliefert hat.

Eingehende Prüfung von gelieferter Ware

Weitere Tests beziehen sich auf die Beschaffenheit der Nähte, ob das Gewebe evtl. kleinere Löcher aufweist, die Farbtreue und grafisch einwandfreie Umsetzung des vorgegebenen Designs, die Umsetzung der Schriften, die Ausführung des Labels mit den Textilpflegesymbolen, die Beschaffenheit und Güte des Reisverschlusses und ob die tatsächlichen Produkt-Abmessungen mit den bestellten Größen übereinstimmen. Besonders wichtig sind uns Praxistests. Spannbettlaken werden dabei z. B. auf bereitstehende Matratzen der jeweiligen Normgrößen aufgezogen. Nur so können wir sicher sein, dass das Handling einwandfrei ist und der Gummizug auch wirklich passt. Wasch- und Trocknertests klären, ob die Produkte auch die geforderte Alltagstauglichkeit und Langlebigkeit aufweisen. Darüber hinaus lassen wir über akkreditierte externe Labore chemische Faseranalysen und Rückstandstests durchführen.

Eingehende Prüfung von gelieferter Ware
Eingehende Prüfung von gelieferter Ware
Eingehende Prüfung von gelieferter Ware
Eingehende Prüfung von gelieferter Ware
Eingehende Prüfung von gelieferter Ware

Redaktion: Das ist ja ein durchaus anspruchsvolles Programm.

Corinna Griesbaum: Auf jeden Fall. Und auch zeitintensiv, denn bei jedem einzelnen Schritt kommt es auf größte Genauigkeit und Vollständigkeit an. Je nach Produktkategorie gibt es einen festgelegten Prüfplan der anhand einer detaillierten Checkliste Punkt für Punkt abgearbeitet wird. Etwas Pedanterie ist hierbei durchaus von Vorteil und das sprichwörtliche Erbsenzählen trägt in der Qualitätskontrolle die allerbesten Früchte.
Wirklich interessant wird es aber jenseits der Abarbeitung von Checklisten. Mit jedem geprüften Handtuch und jeder Kinderbettwäsche die man begutachtet, steigt auch das detektivische Gespür für Qualitätskriterien, die jenseits von Grammatur und Fadenzählung liegen.

Sherlock Holmes lässt grüßen.

Redaktion: Was meinen Sie mit detektivischem Gespür?

Corinna Griesbaum: Finden wir zum Beispiel bei Lieferungen eines Herstellers vermehrt Staub auf den Produkten, auch wenn dieser nur ganz leicht und mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen ist, oder sind die Verpackungen oft etwas unordentlich, so können das in der Gesamtbetrachtung Hinweise auf unsaubere Produktionsbedingungen oder eine schlechte Produktionssituation sein. Diesen Aspekten gehen wir konsequent nach, auch wenn ich sagen kann, dass solche Fälle selten sind.
Insgesamt ist es eher so, dass sich immer mehr Hersteller an einer von uns geförderten, verantwortungsbewussten und ganzheitlichen Produkt- und Produktionsphilosophie orientieren. Und wir können das für erste Produkte sogar belegen. Mit den Produktlabeln MADE IN GREEN by OEKO-TEX® und GOTS, dem Global Organic Textile Standard weisen wir unter anderem die rein biologische Erzeugung von Naturfasern, die Schadstofffreiheit, die Nachhaltigkeit der Produktionsprozesse und die Einhaltung sozialverträglicher Arbeitsbedingungen nach.

Eingehende Prüfung von gelieferter Ware
Eingehende Prüfung von gelieferter Ware
Eingehende Prüfung von gelieferter Ware

Gutes Qualitätsmanagement beginnt auf dem Baumwollfeld.

Redaktion: Haben Sie das mit dem umfassenden Ansatz beim Thema Qualitätsmanagement gemeint?

Corinna Griesbaum: Ja, natürlich. Alle diese Aspekte gehören untrennbar zusammen. Und ein weiterer spannender Bereich des Qualitätsmanagements ist die Begleitung von Produktentwicklungen. In engem Kontakt mit dem Hersteller werden aus Produktideen und Designvorgaben in mehreren Schritten Produktproben erstellt und geprüft. Strike Offs, nennen sich die mit dem neuen Design bedruckten Materialmuster die aber beim Hersteller noch nicht den tatsächlichen Herstellungsprozess durchlaufen haben. Wir erkennen aber daran sehr gut, ob die verwendeten Materialien und die Farbtreue beim Druck unseren Ansprüchen gerecht werden. So wird es offensichtlich, wenn eine qualitätsmindernde Vermischung verschiedener Baumwollarten vorliegt. Die qualitativ hochwertige Umsetzung der in Pantone-Werten vorgegebenen Farben unserer Druck-Designs ist ein weiteres, äußerst arbeitsintensives Dauerthema bei neuen Produkten.

Ein stetiger Prozess, der von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelebt wird.

Redaktion: Mit jedem Ihrer Sätze wird uns die Vielfalt der Aufgaben im Qualitätsmanagement bewusster. Befassen sich im Unternehmen noch weitere Personen mit diesem Thema?

Corinna Griesbaum: Der Qualitätsgedanke gehört mittlerweile zur „DNA“ aller Holiday Heimtex Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Allen Voran die Geschäftsleitung, die dieses wichtige Thema in den letzten Jahren ganz fest in alle Strukturen und Prozesse des Unternehmens integriert hat. Unsere aufmerksamen Lagerarbeiterinnen und Lagerarbeiter melden mir z.B. Auffälligkeiten oder Produktmängel, die evtl. bei den ersten Stichproben nach Anlieferung noch nicht entdeckt wurden. Dafür bin ich unendlich dankbar. Und mit jedem Gespräch und jedem Austausch von Informationen wird das Gespür dafür bei allen weiter sensibilisiert. Ich sehe mich deshalb was das betrifft innerhalb des Unternehmens auch nicht in beanstandender Funktion, sondern als Sparringspartner in Sachen Qualitätsbewusstsein.

Eingehende Prüfung von gelieferter Ware

Meckern muss sein, doch loben macht glücklich.

Redaktion: Aber gehören Beanstandungen nicht zum täglichen Job im Qualitätsmanagement?

Corinna Griesbaum: Natürlich ist man als Prüferin immer mal wieder in der Situation, dass festgestellte Mängel beim Hersteller zu reklamieren sind. Das ist ein ganz normaler Vorgang, der jedoch immer die Verbesserung des Produktes zum Ziel haben muss.
Die Lieferanten überraschen uns aber auch positiv. So kommt es vor, dass das gelieferte Produkt sogar besser als das Strike Off ist. Ich erinnere mich da z.B. an eine Seersucker-Bettwäsche aus reiner Baumwolle, die nach Anlieferung beim anschließenden Qualitätstest wirklich Begeisterung hervorgerufen hat. Das war eine tolle Bestätigung des langen Entwicklungsprozesses den wir zusammen mit diesem Hersteller in Punkto Produktqualität durchlaufen haben. Das macht mich dann richtig glücklich.

Snack-Bar

Redaktion: Eine wunderbare Aussage. Gibt es noch weitere Dinge die Sie glücklich machen können?

Corinna Griesbaum: Ja, viele. Ich koche z. B. für mein Leben gern. Meine Favoriten sind vegetarische und vegane Gerichte aus der ganzen Welt, die mit viel Experimentierfreude umgesetzt werden. Dabei lege ich sehr großen Wert auf die Verwendung gesunder Lebensmittel. Da passt gut dazu, dass ich im Unternehmen auch für die neu eingerichteten, gesunden „Snack-Bars“ verantwortlich bin. Auch hier variiert die Bestückung mit natürlichen Lebensmitteln je nach Laune und Saison.

Redaktion: Also in dem Fall nicht streng nach Rezept und Checkliste und ohne Erbsenzählerei?

Corinna Griesbaum: Nein, ganz und gar nicht. Wobei – gesund wären Erbsen natürlich schon. Sie bringen mich da auf eine Idee…